Syrien: Kardinal König Stiftung unterstützt kirchliche "Aktion Heimkehr"
Ihre gemeinsamen Aktivitäten zur Unterstützung der Orient-Christen haben die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV), "Christen in Not" (CiN) und die "Initiative Christlicher Orient" (ICO) jetzt vom Irak auf Syrien ausgedehnt, die kirchlichen Organisationen setzen gerade erste Schritte für die notleidende Bevölkerung in Aleppo. Rückendeckung haben sie dabei am Freitag von den österreichischen Bischöfen bekommen, die in einer Erklärung zum Abschluss der Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz zur Solidarität mit der syrischen Bevölkerung aufgerufen haben.
"83 Prozent der Bevölkerung Syriens leben unter der Armutsgrenze. Das Ausmaß der Zerstörung - seelisch wie materiell - ist unbeschreiblich", so AKV-Präsident Helmut Kukacka in einer Aussendung. Er rief, wie auch die Bischöfe, dringend zu Spenden auf.
Die Sicherheitslage in Aleppo selbst sei gut, in einigen Vororten hielten sich aber noch islamistische Gruppen verschanzt und es werden noch gekämpft, so Kukacka. Freilich könne man mit der Hilfe nicht warten, bis alle Kämpfe vorbei seien, "denn die Menschen leiden jetzt bittere Not". Der Winter stehe vor der Tür und die Menschen in Aleppo, die teils noch in zerbombten Wohnungen ausharren müssen, benötigten dringend Heizöl und warme Kleidung, so auch ICO-Generalsekretärin Romana Kugler.
Die heimischen Organisationen unterstützen in Aleppo Projekte der örtlichen Franziskanerinnen und Franziskaner sowie der Melkitischen Griechisch-Katholischen Kirche. Die Franziskaner bemühen sich etwa, noch vor Wintereinbruch knapp tausend Kinder mit warmer Kleidung auszustatten. Diese wird direkt bei den lokalen Herstellerfirmen günstig eingekauft, um auch die örtliche Wirtschaft ein wenig anzukurbeln.
Wie der Apostolische Nuntius in Damaskus, Kardinal Mario Zenari, vor kurzem gegenüber einer ICO-Delegation vor Ort berichtete, seien im vergangenen Winter auch Menschen erfroren, weil sie kein Geld für Heizmaterial mehr hatten. "Das darf nicht noch einmal passieren", so der Appell Kuglers. Konkret bemühen sich die österreichischen kirchlichen Organisationen gemeinsam mit den Franziskanern, 650 der ärmsten Familien mit Heizöl zu versorgen.
In einem weiteren Hilfsprojekt der Franziskaner in Aleppo werden Personen finanziell dabei unterstützt, ein eigenes Geschäft oder eine Werkstatt aufzumachen. Seit Beginn des Programms wurden bereits rund 850 Einzelpersonen bzw. Familien in dieser Weise geholfen. Die Menschen könnten ihre Familien wieder ernähren und sie erhielten vor allem auch wieder ihre Würde zurück, so Kugler. Zudem zeige die Erfahrung", "dass die Menschen dann auch tatsächlich im Land bleiben und sich daran beteiligen, es wieder aufzubauen".
Berufsschule für Aleppo
Weil es aber kaum Ausbildungsmöglichkeiten für die Jugend in Syrien gibt, hat der melkitische Bischof von Aleppo, Jean-Clement Jeanbart, u.a. eine Art Berufsschule ins Leben gerufen, wo die Jugendlichen unterschiedliche Berufe - vom Tischler über Elektriker bis zur Friseurin - erlernen können. Auch dieses Projekt wird von den heimischen Organisationen unterstützt. Ziel aller Bemühungen sei es, möglichst vielen Christen eine Existenzmöglichkeit zu schaffen, damit sie in ihrer Heimat bleiben können, so "Christen in Not"-Generalsekretär Elmar Kuhn.
Vor allem die gebildete Schicht habe Syrien verlassen. "Wer kann es den Menschen angesichts der Umstände verdenken, aber wie kann eine Gesellschaft einen solchen Aderlass verkraften?", so Kuhn. Diese Dynamik müsse mit allen Mitteln gestoppt werden.
650.000 Euro für Wiederaufbau
AKV, ICO und CiN begannen 2017 mit der "Aktion Heimkehr", und zwar zuerst im Nordirak. Nachdem die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) Ende 2016 aus der nordirakischen Ninive-Ebene vertrieben wurde und 2017 die ersten geflüchteten Christen in ihre Dörfer und Städte zurückkehrten, leisteten die heimischen Organisationen Hilfe beim Wiederaufbau. Sie halfen mit, die Wasser- und Stromversorgung wieder in Gang zu bringen und Häuser zu renovieren. Seit eineinhalb Jahren geht es vor allem um die Schwerpunkte Arbeit und Bildung. Im Herbst 2019 folgte nun der Schritt nach Syrien.
Projektpartner vor Ort sind immer christliche Einrichtungen, die Hilfe kommt Christen, aber auch Muslimen und Angehörigen anderer Religionen, zu gute. CiN-Generalsekretär Kuhn: "Die letzten verbliebenen Christen sind für Syrien wie auch den Irak wichtig, weil sie in der nur schwach entwickelten Zivilgesellschaft Netzwerke der Hilfe für Bedürftige bilden und für eine freie und demokratische Gesellschaft stehen." In der Regel gut ausgebildet, seien sie auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. "Doch ohne unsere Solidarität und Hilfe können es die Menschen vor Ort nicht schaffen und können nicht in ihrer angestammten Heimat bleiben", so der gemeinsame Appell von Kukacka, Kugler und Kuhn.
An der "Aktion Heimkehr" beteiligt sind auch die Diözese Linz und die "Kardinal König Stiftung". Insgesamt wurden bisher gut 650.000 Euro für diverse Hilfsprojekte aufgebracht.
Spenden für die "Aktion Heimkehr": Spendenkonto CiN/AKV, Kennwort "Christen in Not", BIC: GIBAATWWXXX, IBAN: AT49 2011 1824 1397 6101.
Quelle: Kathpress