Kardinal-König-Stiftung: Scheuer folgt auf Kapellari
Wachablöse an der Spitze der Kardinal-König-Stiftung: Am Donnerstagabend nahm der emeritierte Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari bei der Sitzung des Kuratoriums Abschied als Präsident der Stiftung, sein Nachfolger ist der Linzer Bischof Manfred Scheuer. Die Leiterin des Kardinal-König-Archivs, Annemarie Fenzl, hatte eingangs darauf verwiesen, dass am 17. Juni das 60-Jahr-Gedenken des Amtsantritts von Franz König als Erzbischof von Wien fällig ist. Das von ihr dem Kuratorium vorgelegte Konzept für eine Neuausrichtung der Kardinal-König-Stiftung wurde beschlossen und soll umgehend implementiert werden, teilte die Stiftung mit.
Bischof Kapellari erinnerte an die Gründung der Stiftung durch Kardinal Franz König (1905-2004) im März 1991, damals unter dem Namen "Communio et Progressio - Neue Hoffnung für den Donauraum". Zweck der Stiftung sei "die Bildung eines Handlungsbündnisses von Wissenschaft, Religion, Wirtschaft und Medien" gewesen, um "einen Beitrag zur Bewältigung der weltweiten Probleme auf dem Gebiet der Meinungs- und Gewissensfreiheit, der Gerechtigkeit, des Friedens, der Bewahrung der Schöpfung und der allgemeinen Entwicklung der menschlichen Gesellschaft" zu leisten.
2005 war die Umbenennung in "Kardinal-König-Stiftung" erfolgt, um die Verbundenheit mit dem großen Erbe des Kardinals zum Ausdruck zu bringen. Seit 1992 wurde der "Kardinal-König-Preis" 15 Mal an Personen und Institutionen verliehen, die im Sinn der "Bildung eines Handlungsbündnisses von Wissenschaft, Religion, Wirtschaft und Medien für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung" verdienstvoll tätig waren, erläuterte Kapellari, denn: "Wesen und Wirken Kardinal Königs sind ein Sauerteig, der unspektakulär weiterwirkt." Zu den Trägern des Kardinal-König-Preises zählt auch der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I.
Bischof Scheuer dankte seinem Vorgänger und äußerte Hochachtung vor Kardinal König: An dem Wiener Konzilsvater habe ihn immer dessen Freude an der Entfaltung der jungen Generation und seine Sorge für andere fasziniert, betonte der neue Präsident der Kardinal-König-Stiftung. König sei immer am Neuen, an der Zukunft interessiert gewesen. So sei er noch weit jenseits seines 90. Geburtstags im Schülerkreis von Prof. Gisbert Greshake auf das damals gerade erschienene Buch von Samuel Huntington "Clash of Civilizations" eingegangen und habe seine Überzeugung betont, dass es nicht um einen "Crash" (Zusammenstoß) gehe, sondern um das Bemühen, einander zu verstehen, voneinander zu lernen und miteinander zu leben.
Die nach König benannte Stiftung müsse sich fragen, wie sie sich in einer Zeit des Redens vom "Kampf der Kulturen und Religionen" so einbringen könne, dass sie "mehr bewirkt als kosmetische Notmaßnahmen", betonte Annemarie Fenzl. Die Antwort müsse ein Fokus auf den interreligiösen Dialog und dessen Auswirkungen auf das konkrete Zusammenleben von Menschen im Alltag sein. Friedliches Miteinander der Religionen werde außer durch theologische Gespräche vor allem auch "durch einfaches Zusammenleben, den "Dialog des Lebens" erreicht, so Fenzl.
Religionen sollen Frieden fördern
Kardinal König habe immer wieder die Verantwortung der Religionen für den Weltfrieden eingemahnt, erinnerte die Leiterin des Kardinal-König-Archivs. Sie zitierte u.a. aus einem Vortrag Königs vor dem "Forum Schwarzenbergplatz" im November 1992: "Es ist tragisch, dass die drei ganz klar monotheistischen Religionen Judentum, Christentum, Islam ihre gemeinsame religiöse Basis noch immer nicht sehen. Denn gerade heute sollten sie diese gemeinsam einsetzen, für Völkerverständigung, Gerechtigkeit und Frieden. Und das alles im Namen des einen, einzigen Gottes, des Schöpfers des Universums, und des Menschen, geschaffen nach Gottes Bild und Gleichnis".
Die Vergabe des "Kardinal-König-Preises" solle in Zukunft laut Fenzl nicht mehr die einzige Form der Lebensäußerung der Stiftung bleiben. Eine Preisvergabe sollte bevorzugt nur an Personen oder Institutionen erfolgen, die sich in besonderer Weise um den Frieden zwischen den Religionen und damit auch für den Weltfrieden verdient gemacht haben. Wenn der Entschluss zu einer Preisverleihung falle, dann sollte ein solcher Preis nach Möglichkeit immer an eine "ganz konkrete Aktion zur Linderung der Not im Kontext des jeweiligen Umfelds" gebunden sein. Hier gelte der immer wieder geäußerte Grundsatz Kardinal Königs: "Schöne Worte allein genügen nicht. Es braucht das Beispiel der Tat." Zudem sollen Bildungsinitiativen gefördert werden.
Quelle: Kathpress