"Kardinal König-Stiftung": Aus für Integrationshaus überdenken
Scharfe Kritik der "Kardinal König-Stiftung" an der angekündigten Schließung des "Kardinal Franz König"-Integrationshauses in Wien-Kaiserebersdorf: Die "höchst bedauerlichen und für unsere Stiftung nicht akzeptablen Pläne", das völkerverbindende Haus mit Ende September zu schließen und einer neuen Verwendung zuzuführen, mögen "noch einmal überdacht" werden, heißt es in einem Schreiben des Vizepräsidenten der Stiftung, Prof. Heinz Nußbaumer, an Innenministerin Maria Fekter. Nicht dementierten Meldungen zufolge sei an eine Umwidmung des Integrationshauses in ein Abschiebezentrum oder ein Polizei-Anhaltezentrum gedacht, merkte Prof. Nußbaumer an. Kardinal Christoph Schönborn sei von der Stiftung über die drohende Entwicklung informiert worden.
Das 1998 vom Integrationsfonds errichtete und gemeinsam von Kardinal König und dem damaligen Innenminister Karl Schlögl eröffnete Haus liegt inmitten der "Macondo"-Siedlung; am Stadtrand von Wien leben dort rund 3.000 Migranten und Migrantinnen und anerkannte Flüchtlinge aus 25 Ländern.
Eine "Preisgabe dieser so bedeutungsvollen Einrichtung" wäre nach der Überzeugung der "Kardinal König-Stiftung" ein "nicht wieder gut zu machender Schlag gegen ein Erbe, das von der überwältigenden Mehrheit der Österreicher als vorbildhaft und für das geistige und soziale Klima in unserem Land unverzichtbar erachtet wird". Viele Menschen würden darin eine "weitere Absenkung des sozialen und solidarischen 'Grundwasserspiegels' in unserem Land" erblicken, schrieb Nußbaumer.
Die "Kardinal König-Stiftung" hat es sich zur Verpflichtung gemacht, das geistige Vermächtnis des 2004 verstorbenen unvergessenen Wiener Kardinals zu bewahren. Als Präsident der Stiftung fungiert der Grazer Bischof Egon Kapellari, als Vizepräsident Prof. Nußbaumer.
"Wie Sie wissen, hat Kardinal Franz König der Widmung dieses 'Integrationshauses' auf seinen Namen nicht nur zugestimmt, sondern es im Jahr 1998 - trotz seines hohen Alters - gemeinsam mit Ihrem Vorgänger Karl Schlögl auch noch persönlich eröffnet", betonte Nußbaumer in seinem Schreiben an Maria Fekter. In dem breit gefächerten Integrationsangebot - mit Unterbringung, Betreuung, Sprachkursen, Einübung in die neue Kultur und in die Selbstständigkeit sowie Hilfe bei der Arbeitssuche - habe König eine konkrete Umsetzung seines lebenslangen Einsatzes für ein Miteinander der Religionen, Kulturen und Zivilisationen gesehen. Bis zuletzt seien dem Wiener Alterzbischof der Geist und die Zielsetzung dieses "Kardinal König Integrationshauses" ein "enormes Anliegen" gewesen, so Nußbaumer weiter: "Ich darf die klare Haltung der 'Kardinal König-Stiftung' in dieser Frage kurz so zusammenfassen: Ohne die bereits erfolgten öffentlichen Wortmeldungen - darunter von Caritas-Präsident Franz Küberl und dem Wiener Caritasdirektor Michael Landau - zu wiederholen, bitte ich Sie nachdrücklich, Ihre Behörde von übereilten Schritten zurückzuhalten und die geplante Schließung noch einmal zu überdenken."
Die Stiftung bekundete zugleich ihre Bereitschaft, gemeinsam mit den Betreibern des Integrationshauses und Fachleuten des Innenminsteriums nach Lösungen zu suchen, "die der Persönlichkeit und dem Lebenswerk des Stifters, Kardinal König, entsprechen". Sollte es tatsächlich zu der geplanten Umwidmung kommen, "stünde der Name Kardinal Königs für künftige Projekte selbstverständlich nicht mehr zur Verfügung", warnte Nußbaumer.
Landau: Abschiebezentrum wäre "zynisch"
Der Wiener Caritasdirektor Msgr. Michael Landau hatte nach Bekanntwerden der Pläne des Innenministeriums, das "Kardinal Franz König"-Integrationshaus mit Ende September zu schließen, ebenfalls scharfe Kritik geübt. Das Haus in ein Abschiebezentrum bzw. ein Polizei-Anhaltezentrum umzuwandeln, wäre "zynisch", so Landau: "Das Haus steht auch für das, wofür der Kardinal selbst steht: das Miteinander von Menschen. Eine Umwandlung des 'Kardinal-König-Integrationswohnhauses' in eine Abschiebeeinrichtung hielte ich nicht nur für geschmacklos und unangemessen, sondern auch für einen schweren Angriff auf die Person und auf das Erbe von Kardinal Franz König".
Quelle: Kathpress