Bischof Scheuer besucht christliche Flüchtlinge im Irak
Der Linzer Bischof Manfred Scheuer reist am Freitag in den Nordirak. Er wird dort in seiner Funktion als neuer Präsident der Kardinal-König-Stiftung dem chaldäisch-katholischen Patriarchen Mar Louis Raphael Sako den Solidaritätspreis der Stiftung überreichen. Die Zuerkennung des Preises erfolgt in Würdigung der "außerordentlichen Verdienste des Patriarchen im Hinblick auf den Schutz der Rechte der orientalischen Christen, die seit 2.000 Jahren treue Zeugen des Evangeliums Christi sind", wie die Stiftung laut "Pro Oriente" mitteilte.
Die Überreichung des Preises erfolgt in Erbil, der Hauptstadt der autonomen kurdischen Region des Irak, weil dort viele Christen Zuflucht gefunden haben, die 2014 beim Zugriff der IS-Terroristen auf Mosul und auf die Städtchen und Dörfer der Ninive-Ebene vertrieben wurden. Bischof Scheuer verbindet die Überreichung des Kardinal-König-Preises deshalb mit einem Solidaritätsbesuch bei den Christen im nördlichen Irak. Der kleinen Delegation, die den Linzer Bischof begleitet, gehören u.a. "Pro Oriente"-Präsident Johann Marte und der Vorsitzende der ICO (Initiative Christlicher Orient), Generaldechant Slawomir Dadas, an. Die ICO ist seit vielen Jahren mit Hilsprojekten im Nordirak präsent und auch die Stiftung "Pro Oriente" pflegt beste Beziehungen zu den verschiedenen Kirchen in der Region.
Bischof Scheuer wird mit seiner Delegation u.a. mehrere Flüchtlingsunterkünfte in Erbil besuchen. Am 17. Februar ist eine festliche Messfeier vorgesehen, wobei der chaldäische Patriarch und Bischof Scheuer konzelebrieren werden. Der Präsident der Kardinal-König-Stiftung wird auch mit den in Erbil residierenden Bischöfen der verschiedenen Konfessionen (syrisch-orthodoxe Kirche, syrisch-katholische Kirche, chaldäisch-katholische Kirche, Apostolische Kirche des Ostens) zusammentreffen. Auch Gespräche mit politischen Führungspersönlichkeiten in Erbil sind geplant.
Auf dem Programm des mehrtägigen Besuchs steht zudem eine Fahrt in die zuletzt vom IS befreite Ninive-Ebene; derzeit bereiten sich viele christliche Flüchtlingsfamilien auf die Rückkehr in ihre Heimatorte vor. Bis das geschehen kann, müssen allerdings noch wesentliche Voraussetzungen geschaffen werden: Kontrolle des Territoriums, um allfällige versprengte Terroristen in Schach zu halten, Entminung, Wiederherstellung der Infrastruktur, Entwicklung eines Wiederaufbauplans für Wohnstätten, Schulen, Kirchen usw. Noch offen ist auch die politische Zukunft der Ninive-Ebene.
Die Kardinal-König-Stiftung wurde von Kardinal Franz König (1905-2004) - damals noch unter dem Namen "Communio et Progressio" - im März 1991 ins Leben gerufen. Zweck der Stiftung war und ist die "Bildung eines Handlungsbündnisses von Wissenschaft, Religion, Wirtschaft und Medien, um einen Beitrag zu leisten zur Bewältigung der weltweiten Probleme auf dem Gebiet der Meinungs- und Gewissensfreiheit, der Gerechtigkeit, des Friedens, der Bewahrung der Schöpfung und der allgemeinen Entwicklung der menschlichen Gesellschaft". Nach dem Tod von Kardinal König wurde die Stiftung im Juni 2008 in Kardinal-König-Stiftung umbenannt.
Bisherige Preisträger des "Kardinal-König-Preises" waren u.a. der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I., der inzwischen verstorbene koptische Papst-Patriarch Shenuda III., Caritas und Diakonie oder der tschechische Priester und Religionsphilosoph Tomas Halik.
Die Generalsekretärin der Kardinal-König-Stiftung, Annemarie Fenzl, erinnerte am Mittwoch im Gespräch mit dem "Pro Oriente-Informationsdienst" an die Überzeugung Kardinal Königs, dass es nicht nur um Worte gehe, sondern dass den Worten auch Taten folgen müssen. Diesem Grundauftrag entspreche auch die Solidaritätsreise von Bischof Scheuer in den nördlichen Irak.
Quelle: Kathpress