Kapellari: Kardinal König hat bis heute gültige Maßstäbe gesetzt
Kardinal Franz König (1905-2004) hat als Christ, Priester und Bischof "Maßstäbe gesetzt und gelebt, die auch heute und gerade heute inspirierend und in manchem auch korrigierend sein können". Das hat der emeritierte Grazer Bischof Egon Kapellari am Sonntag bei einem Gottesdienst in der Basilika von Mariazell betont. Der Gottesdienst stand ganz im Zeichen des Gedenkens an den 2004 - heuer vor 15 Jahren - verstorbenen Erzbischof von Wien. Er bildete zudem den Abschluss einer Gedenkwallfahrt zu Ehren Kardinal Königs nach Mariazell, zu der die "Kardinal König Stiftung" für diesen Sonntag, 28. Juli, eingeladen hatte.
Kardinal König sei durch sein vielfältiges und langjähriges Wirken als Priester, Seelsorger, Gelehrter, Bischof und Konzilsvater "immer mehr eine katholisch-synthetische Gestalt geworden", führte Kapellari aus. Er sei für Christen, aber auch für Angehörige anderer Religionen sowie für Nichtglaubende, Wissenschaftler, Politiker und Kulturschaffende ein "angesehener Gesprächspartner" gewesen und habe dabei nie die Bodenhaftung verloren: bis zuletzt habe er als "treuer, frommer Priester", dem jede "billige Liberalität" fremd war, täglich die Messe gefeiert, gebetet und als Seelsorger gewirkt.
Diese Punkte hatte er bereits bei einer Predigt nur eine Woche nach dem Tod Kardinal Königs im Grazer Dom ausgeführt, so Kapellari. Wenn er dies daher beim heutigen Gedenken wiederhole, so tue er dies, weil er es "heute nicht prägnanter sagen könnte", warum er "dem Kardinal besonders dankbar war und in alle Zukunft hinein dankbar" sein werde.
Bischof Kapellari feierte den Gottesdienst gemeinsam mit dem Mariazeller Superior P. Michael Staberl und zahlreichen Gläubigen, die dem Aufruf zum Gedenken gefolgt waren. Musikalisch gestaltet wurde die Messe vom Eisenstädter Dommusikdirektor Thomas Dolezal. Seit dem Tod Kardinal Königs wird Jahr für Jahr rund um den Geburtstag des Kardinals - dem 3. August - ein Gedenkgottesdienst in Mariazell gefeiert.
Kardinal Franz König (1905-2004) war von 1956 bis 1985 Erzbischof von Wien und machte sich international einen Namen durch seine Teilnahme am Zweiten Vatikanischen Konzil, die Leitung des vatikanischen Sekretariats für die Nichtglaubenden und sein Engagement für die Ökumene, insbesondere im Hinblick auf die Ostkirchen.
Enge Beziehung Königs zu Mariazell
Schon von frühesten Kindheitstagen an war Mariazell für den späteren langjährigen Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz ein wichtiger Bestandteil des Katholischen Glaubens. Oft machte sich der gebürtige Niederösterreicher mit seinen Eltern auf zur Wallfahrt in den Gnadenort. Als Kaiser Franz Josef 1910 mit der Bahn nach Mariazell reiste, kam dem damals fünfjährigen König die Ehre zu, diesem ein Gedicht vorzutragen.
Der spätere Kardinal empfand die Pilgerreisen in seiner Kindheit als sehr prägend und entwickelte eine starke emotionale Bindung zum österreichischen Marienwallfahrtsort, wie die nach ihm benannte Stiftung in der Einladung zur Feier betont. Im Laufe seines Lebens war König ein häufiger und gerne gesehener Gast in Mariazell und bekräftigte die Tradition des Wallfahrtsortes als mitteleuropäische Adresse. Vor allem nach seiner Emeritierung entstand eine tiefe Verbundenheit des Kardinals mit Mariazell und noch in seinem letzten Lebensjahr reiste er dorthin. Versagt blieb ihm schließlich seine für 2004 geplante Teilnahme an der "Wallfahrt der Völker" im Rahmen des Mitteleuropäischen Katholikentags, die er mit den Worten "So Gott will, auf Wiedersehen in Mariazell" angekündigt hatte.
In der Mariazeller Basilika ist die Ägydiuskapelle seit 2007 Ort der Erinnerung an Kardinal König. Fünf in die Wand eingelassene gläserne Kuben bergen Gegenstände, die im Leben des Kardinals große Bedeutung hatten, an seine Überzeugungen erinnern und wichtige Stationen in seinem Leben widerspiegeln: Das Enkolpion (ein ostkirchliches Bischofsmedaillon des orthodoxen Metropoliten Michael Staikos), das "Johanneskreuz" des Kardinals (ein Geschenk von Papst Johannes XXIII.), sein Rosenkranz, sowie sein Konzilsring (ein Geschenk von Papst Paul VI.) und das Annuario Pontificio des Kardinals aus dem Jahre seines Autounfalls 1960. Am 13. jedes Monats wird in der Basilika ein Gottesdienst im Gedenken an Kardinal König gefeiert.
Quelle: Kathpress