Frühere Diözesanarchivarin und "Rechte Hand Kardinal Königs" Fenzl 80
Die frühere Wiener Diözesanarchivarin und rechte Hand des 2004 verstorbenen Kardinals Franz König, Annemarie Fenzl, feiert am Freitag, 7. Februar, ihren 80. Geburtstag. Fenzl ist mit fast 60 Dienstjahren eine der längst dienenden Mitarbeiterinnen in der Erzdiözese Wien. Bis heute leitet die Historikerin - ehrenamtlich - das im Mitteltrakt des Wiener Erzbischöflichen Palais untergebrachte, seit 15 Jahren bestehende Kardinal König-Archiv. Zudem ist sie Generalsekretärin der nunmehr kirchlichen "Kardinal-König-Stiftung".
Schwerpunkte von Fenzls Amtszeit als Diözesanarchivarin waren neben der üblichen Archivarbeit, die Zeit Kardinal Innitzers und seine viel zu wenig bekannte Hilfe für die Juden im Dritten Reich und - als langjähriges Vorstandsmitglied von "Unser Stephansdom" - die ganz konkrete Sorge um den Wiener Dom in Wort und Schrift und Tat, vor allem durch zahlreiche Domführungen, besonders für Kinder. Seit Ende ihrer aktiven Amtszeit widmet sie sich der Einrichtung des Kardinal König-Archivs und der damit verbundenen Erschließung des ungeordneten letzten Teils des Nachlasses des 2004 verstorbenen Wiener Erzbischofs.
In einem persönlichen Rückblick auf ihre vielen Jahrzehnte im Dienst der Erzdiözese Wien benannte Fenzl im Gespräch mit Kathpress drei zentrale Einsichten, die sie aus dieser Zeit gewonnen habe: Zunächst den Ratschlag "Wenn Sie für die Kirche arbeiten wollen, brauchen Sie einen festen Glauben", den ihr ihre erste Vorgesetzte Henriette Peters 1965 beim Einstieg gegeben habe. Sie verstehe diesen heute immer besser, sagte Fenzl. Ihre Bilanz sei dennoch eine positive, habe sie doch auch immer viel guten Willen und Bereitschaft zur Zusammenarbeit erlebt.
Unvergessen ist für Fenzl auch ein Satz des 1984 verstorbenen früheren Erzbischof-Koadjutors Franz Jachym, ihres unmittelbaren Vorgesetzten als Generalvikar. Unter Verweis auf seinen eigenen langen Dienst in der Erzdiözese habe dieser ihr einmal gesagt: "Im Lauf der Zeit wird man langsam einsamer, neue Leute kommen und gehen - aber man arbeitet mit ihnen um der Liebe Christi willen immer gerne zusammen." Inzwischen selbst zu einem "Urgestein" der Erzdiözese Wien geworden, könne sie dies nur bestätigen.
Und schließlich erinnerte sich Fenzl im Gespräch an ein Wort von Kardinal König, als dieser einmal nach einer Begegnung mit dem des Missbrauchs bezichtigten Kardinal Hans Hermann Groër (1919-2003) bei aller Einsicht in die ungeheure Problematik dieses Lebens, doch nachdenklich bewegt zu ihr meinte: "Gott sei Dank müssen wir nicht Richter sein." Auch diese Wortwahl verfolge sie seither, räumte Fenzl ein. Bei allen Krisen und Abgründen, die sich auch in der Kirche immer wieder auftäten, sei Gott allein das letztgültige Recht und die Macht eingeräumt werden, alles menschliche Tun endgültig zu bewerten und so manches Unverständliche doch noch zu wenden.
"Habe -Deo volente - noch einiges vor"
Im Blick auf die eigene Zukunft zeigte sich Fenzl zuversichtlich, dass "der liebe Gott mir noch die Zeit schenken wird, die ich brauche, um Dinge zu Ende zu bringen" - womit sie sich vor allem auf das von Kardinal Schönborn initiierte Kardinal König-Archiv bezog. Zwar sei die 30-jährige Amtszeit Königs - 1956 bis 1986 - weitgehend archivarisch aufgearbeitet, nicht jedoch die Akten der 19 Jahre seiner sogenannten "Pension", in welcher er sehr oft seelsorglich und pastoral angefragt wurde und weiterhin unterwegs war.
Insgesamt warb Fenzl für eine spätere intensivere Beforschung der "kirchenhistorisch für Österreich, aber auch weltkirchlich hoch interessanten" Amtszeit Königs. Auch auf dem Konzil habe der Kardinal aus Wien eine zentrale Rolle bei der Entstehung mehrerer Dokumente, vor allem bei "Nostra Aetate", gespielt. Hier sei eine wissenschaftliche Aufarbeitung "sicher höchst lohnend", aber aus Mangel an Ressourcen bisher nicht möglich. Entsprechende beratende Sondierungen mit dem Wiener Kirchenhistoriker em. Prof. Rupert Klieber seien diesbezüglich in Planung.
Seit 60 Jahren im Dienst der Erzdiözese
Fenzl selbst wurde am 7. Februar 1945 geboren, wuchs im 15. Wiener Gemeindebezirk auf und begann ihre berufliche Tätigkeit 1965 zunächst studienbegleitend als freie Mitarbeiterin im Archiv der Erzdiözese Wien. 1969, nach Beendigung des Studiums der Geschichte und Germanistik, wurde sie zur Assistentin des Diözesanarchivs bestellt, 1976 übernahm sie schließlich die Gesamtleitung. Ab 1986 leitete sie außerdem das Büro des damals frisch emeritierten Wiener Erzbischofs, Kardinal Franz König.
In der Folge wurde sie zur engsten Mitarbeiterin des Kardinals, und auch nach seinem Tod 2004 gilt sie bis heute als profilierteste Kennerin und Vertreterin der Anliegen Kardinal Königs. Maßgeblich beteiligt war und ist Annemarie Fenzl bis heute neben der Weiterentwicklung des Kardinal König-Archivs, auch als Generalsekretärin der "Kardinal-König-Stiftung", die sich die Bewahrung des geistigen Erbes des Kardinals zur Aufgabe gemacht hat.
"Ohne Schönborn kein König-Archiv"
Auf die Amtszeit als Erzbischof von Kardinal Christoph Schönborn, die vor wenigen Wochen endete, blickte Fenzl mit Dankbarkeit zurück: "Ohne ihn gäbe es kein Kardinal König-Archiv." Auch wenn sich dieses seit seiner Eröffnung 2010 bis heute weiterhin im Aufbau befinde und unter Mangel an Mitarbeitenden leide, sei es doch ein Projekt mit großem Renommee. Aktuell umfasst es neben der Bibliothek des Kardinals rund 2.000 Archivschachteln aus den Jahren zwischen 1956 und 2004, mit persönlichen Dokumenten, Fotos, zahlreichen dreidimensionalen Gegenständen, vor allem aber auch Amtsakten diözesaner und überdiözesaner Provenienz, besonders des Zweiten Vatikanischen Konzils. Obwohl zunehmend benutz- und beforschbar, wird das Archiv laut Fenzl jedoch auch in den nächsten Jahren wohl noch "work in progress" bleiben.