Ein kurzer Lebenslauf von Kardinal Franz König (1905-2004)
Hier finden Sie einen kurzen Lebenslauf von Kardinal Franz König. Umfassende Informationen in Text, Bild und Ton über das Leben und Wirken des Kardinals und Wiener Erzbischofs finden Sie auf der Website des Kardinal König-Archivs!
Franz König wurde am 3. August 1905 als ältester Sohn einer Bauernfamilie in Warth bei Rabenstein an der Pielach (Niederösterreich) geboren. Nach der Matura am Melker Stiftsgymnasium 1927 studierte er Philosophie und Theologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana, sowie altpersische Religion und Sprachen an der Orientalistischen Fakultät des Päpstlichen Bibelinstitutes. 1930 wurde er zum Dr. phil. Promoviert, 1936 zum Dr. theol. Schon 1933 wurde er in Rom zum Priester geweiht.
Ab 1934 hatte König die verschiedensten seelsorglichen Aufgaben in seiner Heimatdiözese St. Pölten über. 1945 wurde er ReIigionsprofessorin Krems und habilitierte sich 1946 in Wien als Privatdozent für Religionswissenschaften. 1948 erhielt er einen Ruf nach Salzburg als Extraordinarius für Religionswissenschaft. Hier leistete er die Hauptarbeit an dem großen religionsgeschichtlichen Werk "Christus und die Religionen der Erde" (1951), das als Standardwerk der Religionswissenschaft angesehen wird und viele Auflagen erlebte. 1956 erschien sein "Religionswissenschaftliches Wörterbuch".
Am 31. Mai 1952 ernannte ihn Papst Pius XII. zum Titularbischof von Livias und Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge des St. Pöltner Bischofs Michael Memelauer. Am 31. August erfolgte die Bischofsweihe im Dom zu St. Pölten. Am 10. Mai 1956 ernannte ihn Papst Pius XII. als Nachfolger für den verstorbenen Wiener Erzbischof Kardinal Theodor Innitzer zum Erzbischof von Wien. Am 17. Juni erfolgte seine Inthronisation. Erzbischof König wählte als Wahlspruch eine Stelle aus dem Epheserbrief des Apostels Paulus: "Veritatem facientes in caritate - die Wahrheit in Liebe tun" (Eph 4,15). Am 15. Dezember 1958 wurde König von Papst Johannes XXIlI. in das Kardinalskollegium aufgenommen.
Als Erzbischof von Wien war Franz König Befürworter und Motor einer den Menschen nachgehenden Seelsorge. Er unternahm persönlich viele hunderte von Besuchen in Pfarren, aber auch in Schulen und Betrieben, um mit der Jugend und mit den arbeitenden Menschen in persönlichen Kontakt zu kommen. Der stets bescheiden auftretende Kirchenmann hatte auch wesentlichen Anteil daran, dass sich die Kirche in Österreich von ihrer traditionellen politischen Bindung an das bürgerliche Lager löste. Er bemühte sich um eine Beseitigung der historischen Frontstellung zwischen Kirche und Sozialdemokratie in Österreich. Hand in Hand damit erfolgte eine Entkrampfung des Verhältnisses von Staat und Kirche in Österreich.
Als spezifische Aufgabe des Wiener Erzbischofs sah Kardinal König die Überwindung der Isolation der Kirche im kommunistischen Machtbereich durch Herstellung brüderlicher Kontakte der österreichischen Kirche zu den Nachbarkirchen im Osten Europas an. Er gilt zu Recht als Architekt einer "Ostpolitik" des Vatikans. Dieser Aufgabe widmete er sich ab den 1960er-Jahren.
Auf weltkirchlicher Ebene trat Kardinal König erstmals auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) in Erscheinung, zu dessen führenden Persönlichkeiten (Beiträge zum Offenbarungsschema, zur Religionsfreiheit und zur Ökumene) er gehörte. Immer wieder sprach Kardinal König von den "unverzichtbaren und wegweisenden Impulsen" des Konzils für eine Kirche auf dem Weg in das dritte Jahrtausend. Die Beschlüsse des Konzils versuchte er auch in der Erzdiözese Wien konsequent umzusetzen.
Dazu waren intensive Kontakte mit anderen Kirchen, aber auch der Dialog mit den anderen Religionen weitere Schwerpunkt im Wirken des Kardinals. Er leitete auch 16 Jahre das Vatikanische Sekretariat für die Nichtglaubenden.
Im August 1980, mit Vollendung seines 75. Lebensjahres, bat König den Papst um Entlassung aus seinen kirchlichen Ämtern. Seine Resignation wurde erst nach seinem 80. Geburtstag im Herbst 1985 angenommen.
Kardinal König ist sein ganzes Leben in allererster Linie Seelsorger geblieben. Zutiefst davon überzeugt, dass Religion zum Wesen des Menschen gehört, bemühte er sich auch nach seinem Rücktritt als Erzbischof von Wien am 16. September 1985 noch fast 20 Jahre unverdrossen, gemeinsam mit den Menschen eine Antwort zu finden auf jene Fragen, an denen keiner – glaubend oder suchend – in seinem Leben ganz vorübergehen kann: "Woher komme ich? Wohin gehe ich? Und welchen Sinn hat mein Leben?"
Am Samstag, 13. März 2004, gegen 3 Uhr früh ist Kardinal König in seiner Wohnung im Altenheim der Barmherzigen Schwestern in Wien – im wahrsten Sinn des Wortes- "selig im Herrn entschlafen".